Gottfried August Bürger: Der Bauer
Gliederung:
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Ausbeutung des Menschen sowohl früher als auch heute
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Analyse & Interpretation des Gedichts
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Inhalt & Aufbau
1. Situation des lyrischen Ichs
2. Widerstand & Verweigerung gegen die Obrigkeit
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Formale Elemente
1. Form & Art des Gedichts
2. Stilmittel
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Interpretation
Gerechtigkeitswunsch der ärmeren & ausgebeuteten Menschen
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Der Dichter Gottfried August Bürger
A) Ausbeutung auf der ganzen Welt. Sowohl früher als auch heute werden Menschen ausgebeutet. Sei es in materieller Hinsicht oder in geistiger: billige Arbeitskräfte, Überstunden, Raub des Besitzes & noch viel weiteres. Früher waren es die ärmeren Leute, wie zum Beispiel Bauern, die vom Adel misshandelt & ausgenutzt wurden. Heutzutage werden wir alle in gewisser Weise von irgendjemandem ausgebeutet. Vielleicht durch zu hohe Steuern an den Staat oder sogar vom Nachbarn, der dir die Äpfel vom Baum stiehlt. Viele Dichter versuchen durch die Schilderung solcher Missstände mehr an die Nächstenliebe der Menschen füreinander zu appellieren.
B) I.
Der Titel des sechsstrophigen Gedichts „Der Bauer“ von Gottfried August Bürger lässt zunächst offen, in welche Richtung das Gedicht geht. Auf der einen Seite könnte die Schilderung der positiven Aspekte der Arbeit & den Lebens eines Bauern erfolgen, auf der anderen Seite jedoch die negativen Gesichtspunkte. Bereits in der ersten Strophe wird klar, dass das lyrische Ich die Obrigkeit, hier einen Fürsten, anredet. Es wirft ihm vor, dass dieser ihn ohne schlechtes Gewissen unterdrücken darf. In der zweiten Strophe wirft es die Frage auf, woher der Adelige sich das Recht nimmt, ihn zu verletzen oder sogar umzubringen. In den folgenden zwei Strophen verweist das lyrische Ich auf den Schaden, den die Tiere, während sie gejagt werden (Z.9), auf den Feldern anrichten (Z.11). Zudem prangert er den Adel wegen seines alleinigen Rechtes zum Jagen an. In der fünften Strophe ist zu erkennen, was für eine harte & schwierige Arbeit es ist, ein Feld zu bewirtschaften, auch, dass die Adeligen nicht wissen, wie anstrengend es ist, den Acker zu pflegen & wie hart der Weg hin bis zum fertigen Produkt, wie das „Brot“ (Z.13). In der letzten Strophe stellt der unterdrückte Bauer die Stellung der Fürsten in Frage & bekennt seine Meinung, dass die „Oben“ keinesfalls von Gott auserkoren worden sind da sie ihre Untertanen nur ausbeuten (Z.18).
II) 1.
Das Gedicht ist untergliedert in 6 Strophen, vorwiegend in drei Versen. Hierbei handelt es sich in den ersten beiden Versen um 4-hebige Jamben in der dritten um einen 3-hebigen Jambus. Bei den Versen beziehungsweise Strophen ist kein Reim & somit auch kein Reimschema zu erkennen. Die Anfangsbuchstaben in jedem Vers sind groß geschrieben, es herrscht Zeilenstil bis auf vier Enjambements der Verse 5-6, 7-8, 12-13 & 14-15 vor, die das Gedicht fließender lesbar macht. Die Art des Gedichts ist ein politisches Gedicht oder auch Rollengedicht, da der Dichter in der Rolle des Bauern spricht.
2. In der Strophe drei kann man sogleich im ersten Vers eine d-Alliteration erkennen. Der Ausruf „Ha“ (Z.17) ist eine Exclamatio. Diese ist eine gewollte Interjektion des lyrischen Ichs. Darauf folgt eine Anrede, hier eine Infragestellung der Obrigkeit, die man zugleich als rhetorische Frage als auch Apostrophe ansehen kann. Auch ist in der vierten Strophe eine Ellipse zu erkennen, die die innere Empörung des Sprechers zeigt, da bei „Du nicht von Gott, Tyrann!“ (Z.10) das Wort „bist“ fehlt. Mithilfe der Verwendung vieler Stilmittel macht Gottfried August Bürger die Empfindungen des lyrischen Ichs sinnlich erfahrbar & nachvollziehbar.
III)
Das Gedicht „Der Bauer“ ist eines von vielen Gedichten aus dieser Zeit, in der auch das Drama „Sturm & Drang“ geschrieben wurde. Die Merkmale sind unter anderem die Konflikte mit der Obrigkeit & sogar die Rebellion gegen den fürstlichen & väterlichen Machtmissbrauch. Die Auseinandersetzung zwischen dem Bauern & dem Fürsten werden in „Der Bauer“ in der äußerem Form eines Briefes dargestellt, das heißt genauer gesagt die Worte, die ein Bauer in der Zeit von 1776 seinem Vorgesetzten am liebsten sagen würde (Z.1-18). Das lyrische Ich – der Bauer – ist empört darüber, dass die Fürsten Macht über das Volk haben & mit ihnen wie Marionetten umspringen können. Auch wird der Wunsch nach mehr Freiheit & Rechten deutlich, da er es als unfair empfindet, dass es nur den Adeligen gewährt ist zu jagen (Z.7-9). Im weiteren Verlauf würde er seine Dienste gegenüber den Fürsten gerne verweigern, weil das ärmere Volk früher eklatant unterdrückt wurde. Dies ist jedoch unmöglich, da diese ihn dann dafür bestrafen würden, weil es in dieser Zeit so üblich war. Zuletzt kommt es im Gedicht zu Hohn & Verachtung den Obrigkeiten gegenüber (Z.17) So besteht, zusammenfassend gesagt, das ganze Gedicht aus revolutionären Gedanken, denn im 18. Jahrhundert häuften sich die Forderungen nach Menschenrechten & die Anprangerung des Adels immer mehr an. Hat es die arme Bevölkerung geschafft, ihre Wünsche & Anregungen durchzusetzen, oder bis heute sich nichts verändert?
C)
Gottfried August Bürger lebte in der „Genie-Periode“, die eine – auf Deutschland beschränkte – Bewegung junger Schriftsteller & Dichter war, die sich gegen die lehrhafte Aufklärung & ihre Vernunftherrschaft richtete. Die Menschen sollten wieder „zurück zur Natur finden“.